Tücken der Statistik

Heisenberg
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Im Zuge der Corona-Pandemie ist eine epidemiologische Größe in den Mittelpunkt gerückt, die zuvor den meisten gänzlich unbekannt gewesen sein dürfte – die Inzidenz. Laut Wikipedia ist die Inzidenz:

“In der Epidemiologie und medizinischen Statistik bezeichnet Inzidenz (von lateinisch incidere ‚vorfallen, sich ereignen‘[1]) die Häufigkeit von Ereignissen – insbesondere von neu auftretenden Krankheitsfällen – innerhalb einer Zeitspanne. Die Inzidenz einer Krankheit in einer Bevölkerung wird im einfachsten Fall ausgewiesen als die Zahl der Neuerkrankungen, die in einem Jahr pro 100.000 Menschen auftreten.”

Wir begegnen der Inzidenz im täglichen Leben der sogenannten 7-Tage-Inzidenz. Das sind ist Zahl der Neuinfektionen in 7 Tagen bezogen auf 100.000 Einwohner. Dieses bezogen auf 100.000 Einwohner ist wichtig und macht unterschiedliche Werte aus verschiedenen Landkreisen erst vergleichbar. Wenn sich 100 Menschen neuinfizieren mag das in Köln nicht so dramatisch sein (Inzidenz auf 100.000 Einwohner ist dann 10), wie in einem Dorf mit 200 Einwohnern.

Apropos: Kurz vor Weihnachten ist das kleine sächsiche Dorf Käbschütztal bekannt geworden, weil es eine 7-Tages-Inzidenz von 2921 aufwies – dabei hat das Dorf doch nur 2700 Einwohner…

Inzidenz von 2921 in Käbschütztal (Quelle: Berliner Morgenpost)

Das scheint den ein oder anderen intellektuell zu übefordern, dass eine Inzidenz größer ist als die Einwohnerzahl. Das kann doch nur eine Lügenschichte der Lügenpresse oder eine bewusste Fälschung der Schlafschafe, die weiter die Covidpanik schüren wollen.

Jedenfalls wendet sich ein verwirrter Menschen vertrauensvoll an Stefan Homburg, seines Zeichens Professor für Volkswirtschaftslehre, der laut Wikipedia seine Promotion an der Universität zu Köln zu mit Summa cum laude abgeschlossen hat. Seine Antwort auf die Frage, wie das sein kann, könnte beim unbedarften Beobachter den Eindruck erwecken, dass er der Mathematik im Studium nicht wirklich zugeneigt gewesen sei- obwohl er auf Twitter ziemlich offensiv sich als Mathematikexperte zu profilieren versucht, wenn es darum geht gegen die landläufigen Meinungen bezüglich COVID-19 anzugehen. Denn er vermutet schlicht und ergreifend Mehrfachtestungen als Ursache für den hohen Inzidenzwert, der ja die Einwohnerzahl übersteigt (war sicher nur ironisch gemeint…).

Eine gewagte These… dabei kann man mit einem einfachen Dreisatz den vermeintlich widersprüchlich hohen Wert auflösen. Ich habe das mal kurz für unseren VWL-Professor durchgerechnet:

Wenn die 7-Tages-Inzidenz 2922 beträgt, dann bedeutet das, dass sich 2922 Menschen in Bezug auf 100.000 Einwohner infiziert haben. Soviele Einwohner hat Käbschütztal gar nicht. Ich nehme mal die 2800 aus dem Screenshot zum weiteren berechnen (dieser stammte wohl aus dem Fokus). Die gesuchte Zahl der Neuinfizierten nennen wir mal x.

Also haben 82 Neuinfektionen in Käbschütztal ausgereicht, die 7-Tages-Inzidenz auf 2922 ansteigen zu lassen. Wie gesagt: ein einfacher Dreisatz reicht aus, um den vermeintlichen Widerspruch aufzulösen.

Mittlerweile hat da jemand offenbar den Taschenrechner bemüht und festgestellt, dass er sich ziemlich blamiert hat und hat den Tweet kurzerhand gelöscht.

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